KI-Wahlrecht: Sind Maschinen die besseren Demokrat:innen?

Shownotes

Hier geht's zur KI-Wahlrecht-Studie: https://www.aisuffrage.org/

Dies ist eine Folge unseres ada-Podcasts „Heute das Morgen verstehen”, den unsere ada-Redaktion von 2018 bis 2022 produziert hat: https://join-ada.com/

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Kommentare (4)

Jane Hörer

Liebe ADA-Redaktion, vielen Dank für eure tollen Podcasts – ich war auch Magazin-Leserin der ersten Stunde und bin seither euer Fan!  Die Folge zur „wählenden KI“ hat mich besonders gepackt, so dass ich sogar einmal dem Mailaufruf folge: Wenn ich Multiple-Choice antworten müsste, würde ich bei der Frage „Würden Sie eine KI für sich wählen lassen?“ NEIN ankreuzen müssen. Einer KI zu vertrauen, dass sie schon die richtige Wahl für mich trifft, kommt nicht infrage. Wer weiß, welche Verhaltensweisen oder Entscheidungen meinerseits zu ihrem Ergebnis beitragen. Und ob moralische Beweggründe oder simpel das Gefühl eines grundsätzlichen Vertrauens zum Wahlkandidaten von der KI erfasst werden könnten. Jedoch lässt mich der Gedanke nicht los, wie die Welt aussehen müsste, in welcher auch ich einer solch technischen Fremdbestimmung zustimmen könnte. Dabei bewegen mich folgende Gedanken: - Datenvolumen: welche Informationen und Aufzeichnungen muss ich preisgeben, um eine valide Datenbasis für die KI zu schaffen? Grundsätzlich stehe ich dem „gläsernen Menschen“ durch all die technischen Datensammlungen skeptisch gegenüber. Wenn ich weiß, dass im Haushalt einer Person mit Alexa “gearbeitet“ wird, erzähle ich dort nichts persönliches. Ich versuche die Datensammlung von Apps soweit wie möglich einzuschränken, Cookies abzulehnen usw.. Es kommt mir fahrlässig und naiv vor Massendatensammlungen zuzulassen, ohne eine Kontrolle über die langfristige Verwendung und Speicherdauer zu haben. In wessen hand gelangen also meine personenbezogenen Daten in einer Zukunft? Wie werden die Daten dann genutzt und für oder gegen mich verwendet? - Transparenz: Ich würde wollen, dass nachzuvollziehen ist, auf welcher Grundlage die KI zum Ergebnis gekommen ist. Und zwar übersichtlich und vollständig. Welche Parameter sind eingeflossen? Wurde vielleicht ein launiger Abend ‚abgehört‘, an dem man ein wenig ‚unsinn‘ geredet hat – und die KI nimmt dies mit in den Algorithmus? Oder man hört z. B. auf einer Autofahrt einen Podcast, der durch einen anderen Mitfahrer eingebracht wurde – dieser vertritt vielleicht nicht meine Ansichten – fließt das bloße informieren ‚über die eigene Bubble hinaus‘ in politische Präferenzen ein? - Politisches System: Wie würde sich das politische System verändern, wenn durch KI gewählt würde? Würde die KI die Partei mit der höchsten Schnittmenge an … (Grundwerten? Politischen Meinungen?) wählen. Wie kommt die KI neben meinen Präferenzen an die Informationen der Parteien? Gibt es weiterhin Wahlprogramme, welche abgeglichen werden? Dies wäre sehr manipulationsanfällig. Wird es nur noch spezialisierte Themengemeinschaften geben? Oder wählt die KI jene Partei, in der die überwiegende Anzahl der Parteimitglieder ähnliche/gleiche Werte vertreten wie ich? Kann es überhaupt noch eine (parlamentarische) Demokratie geben, wenn die KI gesetzgebend tätig wird? Oder ist das Parlament dann nur noch für die Konfiguration und Grundsätze der KI verantwortlich? - Gesellschaftlicher und sozialer Zusammenhalt: auch KI kann nicht alle Wünsche gleichzeitig erfüllen. Was macht es mit dem sozialen Frieden und Ausgleich, wenn technische Entscheidungen die eigene Lebensrealität verändern? Und sei es nur vermeintlich? - Machtverhältnisse: ein einzelner Mann hat heute theoretisch die Macht einen Atomkrieg zu beginnen. Kann dieser Umstand durch KI behoben werden? Aber sind nicht auch in einer KI-kratie einzelne mächtige Menschen am Werk, welche die KI konfigurieren/entwickeln? Ihr merkt, ihr habt einige Gedanken angestoßen in meinem Kopf. Vielen Dank dafür!  Mein Fazit: wählen möchte ich selbst. Jedoch wäre ich neugierig eine echte KI zu befragen, wie ihre Wahl für mich ausfallen würde (und auf welcher Basis). Zum Abschluss ein Buchtipp; vielleicht kennt ihr es schon. Im Roman „Qualityland“ von Marc Uwe Kling wählen die Menschen zwar noch selbst, jedoch wählen sie einen eigens dafür entwickelten Androiden (namens ‚John of Us‘), da davon ausgegangen wird, dass eine KI die besseren Entscheidungen für das Volk treffen wird. Sehr humoristisch aufbereitet –hörenswert (lesenswert sicher auch). Viel Spaß und macht weiter so!

Carmen Thomas

„Wir überschätzen die Kenntnisse unseres Publikums und wir unterstützen sein Urteilsvermögen“ BBC Direktor Anfang der 80iger. Themen wie Vertrauen und Gespür und Glaubwürdigkeit, die ja in Wahrheit die Grundlage für Entscheidungen aller Art liefern, könnten in eurem absolut hörenswert den Podcast doch mehr Berücksichtigung finden. Insgesamt: gern dran bleiben. Sehr anregend, klug, informiert und erdienstvoll insgesamt. Es dankt Carmen Thomas 1. ModerationsAkademie für Medien + Wirtschaft PS Eine Anregung: schon rein strukturell im Zusammenhang mit Innovationen und mit Hegel: “Man erkennt nur, was man kennt“ - auch in Bezug auf das Wählen - hätte es das Thema Reaktanz es verdient, in eurem Kontext häufiger erwähnt, verstanden und umgenutzt zu werden.

Barbara Anna Wagner

Zu diesem Podcast möchte ich einen grundsätzlich interessanten Artikel des Hirnforschers Dr. Henning Beck hinzufügen: https://www.certo-portal.de/artikel/ki-in-krisenzeiten-jetzt-schlaegt-die-stunde-menschlichen-handelns-und-entscheidens Weitere interessante Vorträge sind unter seinem Namen auf YouTube zu finden.

Heinz Böer

Hallo Ada, ein wesentliches Element der Urteilsbildung vor Gesetzesentscheidungen ist das Ringen um Argumente, ist die Diskussion und der Streit um das Richtige in möglichst vielen Aspekten – unter Einbezug möglichst vieler Experten und vielen Meinungsumfragen. Das würde bei einem KI-Wahlrecht wegfallen. Die Hoffnung und Erwartung an erfolgreiche demokratische Prozesse ist nicht die schnelle, möglichst kurzfristige Ad-hoc-Entscheidung, sondern die diskursiv hin und her gewendeten Argumente, die dann letztlich zu einer Entscheidung führen. Beispiel: Nach einem bekannt gewordenen und publizistisch aufgemotzten Kindesmord führt ein KI-Wahlrecht ganz schnell zur Einführung der Todesstrafe, weil die aktuelle Volksmeinung das gerade in der Mehrheit fordert… Wünschenswert wäre allerdings, wenn es argument-unabhängige Einflüsse im Parlament nicht geben würde: keine Fraktionsbindung (aber doch parteilich beeinflusste Meinungsbildung), keinen persönlichen Lobby-Einfluss (die sollten nur über öffentliche Expertenbefragungen Einfluss nehmen können), anonyme Stimmabgabe (wie bei Wahlen), damit kein Druckmittel im Nachhinein entsteht – aber natürlich mit der Möglichkeit, sich zu seiner Wahl zu bekennen, … Viele Grüße Heinz Böer

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